Die Geschichte des Schützenwesens

Die Geschichte des Schützenwesens führt uns in die Anfänge der Menschheit zurück. Vor eineinhalb bis zwei Millionen Jahren entwickelte sich der Homo erectus. Der aufrechte Stand bzw. Gang ist die Voraussetzung für zwei freie Hände, mit denen der Mensch dazu fähig wird, Werkzeuge und Waffen zu seiner Verteidigung und zur Befriedigung seiner Grundbedürfnisse herzustellen und zu benutzen. Wann, wo und mit welchem Erfolg er begann, größere Tiere zu jagen und sich von ihnen zu ernähren, liegt im Dunkeln. Zuerst haben unsere Fleisch essenden Vorfahren ihre Beute über Klippen hinab in die Tiefe gejagt, ihnen Fallen gestellt, mit Steinen und später mit Holzspeeren nach ihnen geworfen. Die Jagd diente dem prähistorischen Menschen zur Nahrungsbeschaffung, sie brachte ihm Häute und Felle zur Bekleidung sowie Knochen, aus denen Werkzeuge, Waffen und Schmuck hergestellt wurden.

 

Eine Verfeinerung des Speerwerfens stellt die Entwicklung der Speerschleuder dar. Die erste zusammengesetzte Distanzwaffe der Menschheit ist die Speerschleuder, eine Vorstufe von Pfeil und Bogen. Die Bögen wurden aus einer harten Holzart hergestellt, die Sehnen aus Tierdärmen, -haaren oder -sehnen. Die leichten Holzpfeile waren mit Spitzen aus geschliffenem Stein oder Tierknochen (später ausMetall) und zur Flugstabilisierung mit Vogelfedern versehen. Der vermutlich älteste Bogen der Welt wurde Ende der 1970er-Jahre in Mannheim-Vogelstang gefunden. Das rund 40 Zentimeter lange Fragment aus Kiefernholz ist 17.600 Jahre alt, mit dem ursprünglich ca. 110 Zentimeter langen Bogen konnte bis zu 80 Meter weit geschossen werden.

 

Einfache, verstärkte und zusammengesetzte Holzbögen waren im Altertum in Ägypten, Vorderasien, Griechenland und Italien verbreitet. Der ursprüngliche Bogen ist der Stabbogen, der in seiner unbespannten, geraden Form unterschiedliche Längen aufweisen kann. Der aus einem oder mehreren (Compositbogen) Teilen gefertigte Stabbogen gleicht in bespanntem Zustand einem D und lebt bis heute im englischen Langbogen fort.

Innerhalb des antiken Bogensports kann man drei Disziplinen unterscheiden: das Weitschießen, das Zielschießen und den Wettlauf mit voller Bogenausrüstung.

 

Das Mittelalter kann man als Wiege des Schützenwesens und der Beginn der Schützenbruderschaften ansehen. Das tatsächliche Alter der Schützengesellschaften ist oft nur schwer auszumachen, da es im Mittelalter keine Meldepflicht und somit auch keine Gründungsurkunden gab.

Mehrere Städte verbanden ihre Schützengilden zu einem Land- oder Städtebund. Magdeburg, Halle Wittenberg, Quedlingsburg, Aschersleben und Zerbst gehörten bereits 1409 einem größeren Städtebund an. Schützenfeste wurden nicht von den Handelsstädten, sondern von den Kaufleuten ausgerichtet. Mit dem Vogelschießen wurde der Schützenkönig ermittelt. Bei diesem Wettbewerb nahmen nur Armbrustschützen teil.

Um 1386, also im Jahre der Gründung der Heidelberger Universität, übten sich bereits nachweislich Heidelberger Armbrustschützen im Schießen vor der Heidelberger Stadtmauer.

Berühmte Freischießen fanden u.a. vor 1600 in Augsburg, Nördlingen und München statt. Erst beim Nördlinger Schießen 1464 tauchten Büchsen auf. Belegt durch den Ladbrief nahmen 131 Armbrust- und 158 Büchsenschützen teil. Für die Freischießen wurden in der Blütezeit des Schützenwesens bis 1600 hohe Preise von den Städten ausgesetzt.

Im Jahre 1490 wurde der älteste Schützenverein des Schützenkreises Heidelberg, der Heidelberger Schützenverein 1490, gegründet, ein noch erhaltener Ladbrief gibt dem Verein seine über 500-jährige Identität.

 

Mit den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges geht auch ein Niedergang des Schützenwesens einher, viele Schießstätten waren zerstört, die Schützen gefallen. Viele Schützengilden verloren nun die Privilegien, die ihnen die Städte eingeräumt hatten. 

Gleichzeitig wurde durch eine Fülle von Verordnungen das Schießwesen immer mehr eingeengt. Städte und Herrscher hatten kein Geld und zeigten sich deshalb auch sehr knausrig bei der Stiftung von Preisen, sodass die Motivation für Schützenfeste eher gering war.